Ludwig van Beethovens letzte Klaviersonaten, die Opera 109, 110 und 111, entstanden in den Jahren 1820–1822, als der Komponist fast vollständig ertaubt war. In der Beethoven-Forschung wurden und werden diese Sonaten unter der Rubrik des Spätwerks abgehandelt, worunter teils Enigmatisches und Sperriges, teils die Reduktion der musikalischen Faktur auf konventionelle Satzmodelle statt plastischer Themen zu verstehen ist. Die Beschäftigung mit diesen Sonaten bietet Anlass, sich mit (zeitgenössischen wie modernen) Sonatentheorien wie der Sonatenpraxis (etwa im Vergleich zu Franz Schubert) auseinanderzusetzen, zugleich das Verhältnis von biographischer Forschung und Werkanalyse kritisch zu beleuchten. Außerdem soll das Seminar erste Einblicke in typische Fragestellungen und Methoden der Beethoven-Forschung geben, wozu das Feld der Skizzen- und Quellenforschung ebenso gehört wie Fragen nach Widmungsträgern und den Verbreitungswegen der Drucke. Schließlich soll die fast mythische Aura der Sonaten, wie sie von Autoren wie Theodor W. Adorno oder Thomas Mann (in seinem Roman Doktor Faustus) heraufbeschworen wurde, unter die Lupe genommen und nach ihren spezifischen Rezeptionsbedingungen gefragt werden.
Beethoven: Interpretationen seiner Werke, hrsg. von Carl Dahlhaus, Albrecht Riethmüller und Alexander Ringer, Laaber 1996.
Beethoven-Handbuch, Bd. 2; Beethovens Klavierwerke, hrsg. von Wolfram Steinbeck und Harmut Hein, Laaber 2012.
Barry Cooper (Hrsg.): The Beethoven Compendium: A Guide to Beethoven's Life and Music, London 1996.
Carl Dahlhaus: Beethoven und seine Zeit, Laaber 1987.
James Hepokoski, Warren Darcy: Elements of Sonata Theory. Norms, Types, and Deformations in the Late-Eighteenth-Century Sonata , New York 2006.
Hans Joachim Hinrichsen: Beethovens Klaviersonaten, Kassel 2013.
Hans Joachim Hinrichsen: Ludwig van Beethoven. Musik für eine neue Zeit, Kassel 2020.
Hausarbeit (in Modul IV ohne Prüfung)
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