Kommentar |
Der Körper hat in unserer Gesellschaft eine bis dato nicht gekannte Bedeutung erlangt. "Als ausgestellter, gestaltbarer und gestalteter, verfüg- und verführbarer begegnet er uns täglich im Übermaß. Das Präsentieren und Zurichten von Körpern gehört zu den Punkten, an denen gesellschaftliche Praktiken sichtbar und spürbar werden" (Alloa et al. 2012, 1). Auch wissenschaftlich ist der Körper in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend in den Blick des Interesses gelangt. Die seit Anfang der 1990er Jahre konstatierbare Wende hin zum menschlichen Körper wird als somatic turn, corporeal turn oder body turn (vgl. Gugutzer 2006) bezeichnet, wobei sich zu zunehmend die Bezeichnung body turn durchzusetzen scheint. Beteiligte Disziplinen an dieser Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper sind die Geschichtswissenschaft, die Kultur- und Sozialanthropologie, die Politikwissenschaft, die Theater- und Sportwissenschaft und in besonders dynamischer Weise die Soziologie (vgl. einführend Gugutzer 2013). Pädagogisch ist die Bedeutung des Körpers für Entwicklung, Bildung und Teilhabe bislang nur rudimentär beachtet worden. Grundlage der aktuellen Diskurse über Körper sind weitgehend die philosophisch-anthropologischen Ausführungen Helmuth Plessners, der das Verhältnis des Menschen zu seinem Körper in einer Zweiheit fasste: Der Mensch ist sein Körper, und er hat seinen Körper (vgl. Plessner 1975). "Der Mensch ist die Zweiheit von Sein und Haben" (Gugutzer 2013, 146). Plessner geht davon aus, dass diese beiden Seiten nicht voneinander getrennt betrachtet werden, sondern gemeinsam eine Einheit aus zwei komplementären Seiten bilden - ähnlich wie die "zwei Seiten einer Medaille" (Gugutzer 2013, 146) -, die permanent gelebt werden (müssen). |