Spätestens seit Russlands landesweitem Angriff auf die Ukraine und der Rechtfertigung dieser Aggression im Namen der Einheit der „Russischen Welt“ und von deren sakralem Kern, dem „Heiligen Russland“ bzw. der „Heiligen Rus’ “, erscheinen diese alten, die russische Geschichte verklärenden Begriffe in einem ganz neuen Licht. Konnte man zuvor noch der Meinung sein, es handle sich dabei nur um eine von der Kirche tradierte, etwas angestaubte und ins Folkloristische gehende russische Geschichtstheologie, so hat seit 2022 die Rede vom „Heiligen Russland“ endgültig jede Unschuld verloren. „Heiliges Russland“ und „Russische Welt“ erweisen sich in unseren Tagen als irredentistische Kampfbegriffe im nationalistischen, aber eben auch im kirchlichen Diskurs Russlands. Gemeinsam wollen wir in dieser Übung der Verwendung dieser Begriffe in der Historiographie, Theologie, Kulturphilosophie und Politik Russlands nachgehen.
Die zu besprechenden Texte werden im Moodlekurs in deutscher Sprache und englischer Sprache zur Verfügung gestellt; zur historischen Einführung vgl. Alexander V. Soloviev, Holy Russia. The History of a Religious-Social Idea, Den Haag 1959; Wil van den Bercken, Holy Russia and Christian Europe, London 1999; John Strickland, The Making of Holy Russia. The Orthodox Church an Russian Nationalism before the Revolution, Jordanville (NY) 2013.
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