Kommentar |
Gruppe 1: Frauen denken. Feministische Wissenschaftskritik seit den 1970er Jahren
Mit Beginn der 1970er-Jahre haben Frauen die eigene Position im Wissenschaftsbetrieb intensiv zu reflektieren begonnen: als Forschende und Beforschte. Mit der Forderung nach der Ausdehnung des eigenen Wirkungsradius gingen Überlegungen einher, wie Geschlecht als Wissenskategorie zu handhaben ist. Im Seminar setzen wir uns mit beiden Dimensionen feministischer Wissenschaftskritik auseinander: Mit Versuchen, außerhalb der Institutionen Wissen zu schaffen (z. B. Brot & Rosen oder Die Schwarze Botin), über die Gründung von Gegeninstitutionen (z. B. das Centre d’études féminines in Vincennes und die Berliner Sommeruniversität), bis hin zur Zusammenarbeit in und mit Institutionen (z. B. die Kunsthistorikerinnentagungen) lernen wir praktische Interventionen kennen, die auch Raum für ein (Über-)Denken der Kategorie „Frau“ schufen. Die Lektüre von Theorie (Cixous, Scott, Haraway) wechselt dabei mit journalistischen Texten (Leser:innenbriefe, Interviews), Literatur und nicht-schriftbasierten Medien (Kunstwerke, Radiosendungen) ab, um die zeitgenössischen Diskussionen in ihrer multimedialen Vielfalt zu verstehen. Beachtung finden dabei auch Versuche, akademische Konventionen herauszufordern (z. B. Oral History und Critical Fabulation). Nicht zuletzt werden wir die Überlieferung dieses Wissens kritisch befragen: Welche Hierarchien prägen unsere Kenntnis und unseren Zugang zur Geschichte der feministischen Wissenschaftskritik?
Gruppe 2: Gender under Socialism: Women and Social Change in the Soviet Union and Beyond (1917-1991)
The Russian Revolution opened a period of radical experimentation with gender roles, women's rights, and sexual politics. This seminar explores how socialist ideologies shaped ideas and policies around gender throughout the 20th century. We begin in the Soviet Union, tracing how the 1917 Revolution reimagined gender relations, how women in Central Asia were "liberated" through campaigns like unveiling, and how Soviet women played a key role in World War II. We then follow the spread of socialist gender thinking beyond the USSR—from Eastern Europe to the Global South—looking at how different countries adopted, reshaped, or resisted these models. We also explore how feminist movements—both state-sanctioned and underground—emerged within socialist systems, and how socialism interpreted homosexuality and transgender identities. Through vivid case studies we ask: what did socialism promise to women and gender minorities—and what did it actually deliver?
Gruppe 3: Theorie und Geschichte der Demokratie
Was eine Demokratie ist – darüber gibt es kein Einvernehmen. Der Streit darüber ist so alt wie die Demokratie selbst. Das Seminar behandelt unterschiedliche Theorien, Konzepte und Praktiken der Demokratie in ihren historischen Kontexten.
Literatur: Hans Vorländer, Demokratie. Geschichte, Formen, Theorien, München 2003; Adam Przeworski, Krisen der Demokratie, Berlin 2020; Philipp Manow, Unter Beobachtung. Die Bestimmung der liberalen Demokratie und ihrer Freunde, Berlin 2024.
Gruppe 4: Natur- und Umweltgeschichte des 19. Jahrhunderts
Zu den methodischen Zugängen der Geschichtswissenschaft, die in jüngerer Zeit einen Aufschwung erlebten, gehört die Umweltgeschichte. Dabei hat die Debatte um das Anthropozän (also um die Frage, ob der Mensch unauslöschlich seine Spuren auf der Erde hinterlasse) das Interesse an Natur und Umwelt belebt. Allerdings ist noch unklar, in welcher Weise die Historiographie auf die Herausforderungen der Gegenwart reagieren sollte. In diesem Seminar wird vorgeschlagen, verschiedene Umgangsformen des Menschen mit der Natur im 19. Jahrhundert zu untersuchen. Schließlich hat der Mensch die Natur im 19. Jahrhundert nicht nur ausgebeutet und erobert, sondern sie auch gefürchtet und verehrt. All diese Verhaltensweisen prägten nicht nur das 19. Jahrhundert, sondern stellten auch Weichen für das folgende Säkulum. Für die detaillierte Untersuchung stehen Phänomene im deutschen Raum im Vordergrund. So sollen die Rheinbegradigung und der Bau des Nord-Osteseekanals, die Industrialisierung im Ruhrgebiet und die Rolle der Kolonien, aber auch die Romantik, die Lebensreform und der Umgang mit der Cholera in den Blick genommen werden. Für das BA-Seminar empfiehlt sich dringend die Teilnahme an der Vorlesung „Das 19. Jahrhundert und die Natur“ (Di 10-12 Uhr).
Gruppe 5: Kalter Krieg und deutsche Frage 1945-1990 |
Literatur |
Gruppe 1: Frauen denken. Feministische Wissenschaftskritik seit den 1970er Jahren
Barbara Duden, Geschichte unter der Haut. Ein Eisenacher Arzt und seine Patientinnen um 1730, Stuttgart 1987.
Saidiya Hartmann, Diese bittere Erde (ist womöglich nicht, was sie scheint), Berlin 2022.
Barbara Paul, Corinna Bath und Silke Wenk (Hg.), Geschlechterwissen in und zwischen den Disziplinen. Perspektiven der Kritik an akademischer Wissensproduktion, Bielefeld 2020.
Gruppe 2: Gender under Socialism: Women and Social Change in the Soviet Union and Beyond (1917-1991)
Kristen Ghodsee. Why Women Have Better Sex under Socialism: and Other Arguments for Economic Independence. New York, 2018.
Marianne Kamp. The New Woman in Uzbekistan: Islam, Modernity, and Unveiling under Communism.Seattle,
Anna Krylova. Soviet Women in Combat: A History of Violence on the Eastern Front. New York, 2010.
Dan Healey. Homosexual Desire in Revolutionary Russia: The Regulation of Sexual and Gender Dissent. Chicago, 2001.
Gruppe 3: Theorie und Geschichte der Demokratie
Gruppe 4: Natur- und Umweltgeschichte des 19. Jahrhunderts
Nils Freytag: Deutsche Umweltgeschichte – Umweltgeschichte in Deutschland. Erträge und Perspektiven; in: HZ 283 (2006), S. 383-407;
Melanie Arndt: Umweltgeschichte, Version 3,0; in: Docupedia-Zeitgeschichte, 10.11.2015 http://docupedia.de/zg/Arndt_umweltgeschichte_v3_de_2015
Gruppe 5: Kalter Krieg und deutsche Frage 1945-1990 |