Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert war eine Zeit tiefgreifender musikalischer Umwälzungen. Komponist*innen begannen, sich zunehmend von der funktionalen Harmonik zu lösen, die seit der Klassik den Grundpfeiler der europäischen Kunstmusik bildete und deren harmonische Prinzipien in der Romantik auf vielfältige Weise ausgereizt wurden. Entsprechend stellt sich die Frage: Wie komponiert man, wenn man der traditionellen Harmonik und ihrer Formschemata überdrüssig ist, ohne sich aber gänzlich von der Tonalität abzuwenden? Welche neuen Wege fanden Komponist*innen innerhalb und an den Grenzen der Tonalität, ohne vollständig auf deren Prinzipien zu verzichten?
Das Seminar untersucht unterschiedliche Strategien der Harmonikerweiterung und Formauflösung und beleuchtet, wie sich solche kompositorischen Innovationen analysieren lassen, wenn die traditionelle Funktionsharmonie und klassische Formbeschreibungen nicht mehr greifen.
Im Fokus des Seminars steht die detaillierte Analyse kürzerer Klavierwerke aus dieser Zeit, etwa von Claude Debussy, Maurice Ravel oder Alexander Skrjabin, die exemplarisch für unterschiedliche post-romantische kompositorische Ansätze stehen. Verschiedene Analysemethoden werden erarbeitet, um sich in der Musik dieser Zeit zurechtfinden zu können und um das Handwerk für die theoretische Beschreibung und letztlich die Interpretation dieser Musik zu vermitteln.
Baker, James M. The Music of Alexander Scriabin. Yale Univ. Press, 1986.
Cook, Nicholas. A Guide to Musical Analysis. Dent, 1987.
Kühn, Clemens. Analyse Lernen. 2. Aufl. Bärenreiter-Verl, 1994.
Kühn, Clemens. Kompositionsgeschichte in Kommentierten Beispielen. Bärenreiter, 1998.
Parks, Richard S. The Music of Claude Debussy. Yale Univ. Pr, 1989.
Trezise, Simon. The Cambridge Companion to Debussy. 1. publ. Cambridge University Press, 2003.
Hausarbeit
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