Geschlagene zehn Jahre war Odysseus nach dem Sieg der Griechen über Trojas Krieger unterwegs, bevor er nach Ithaka heimkehrte und dort zunächst als Fremder ankam, der für die Daheimgebliebenen nicht wiederzuerkennen war – schon, weil niemand mehr mit seinem Kommen rechnete. Auf dem Meer hatte er Abenteuerliches erlebt: die bisher bekannte Welt hinter sich gelassen, die Unverfügbarkeit seines Geschicks erfahren, doch auch mit List und kühlem Verstand vermeintlich unüberwindliche Gegner und Gegnerinnen bezwungen und Naturgewalten besiegt. Seine epische Reise ist in Literatur und Film Modell für andere Irrfahrten geworden, aber auch Anlass für kritische Einsprüche und Revisionen sowie für Problematisierungen der Heimkehr. Im Seminar werden wir uns nach einer ersten Auseinandersetzung mit Homers Epos vor allem auf literarische Beispiele aus dem deutschen Sprachraum (möglich: Joseph von Eichendorff, Franz Kafka, Robert Walser, Gerhart Hauptmann, Bertolt Brecht, Joseph Roth, Botho Strauß, Wolfgang Herrndorf) konzentrieren, bei Interesse der Studierenden jedoch auch Filme (etwa: Stanley Kubrick, „2001 – A Space Odyssey“ oder Joel und Ethan Coens „Oh Brother Where Are’t Thou?“) hinzuziehen. Im Vordergrund der Seminargespräche werden dabei narratologische Fragen nach Erzählmustern und paradigmenbildenden Szenen, nach ihrer Variation und Überschreibung stehen. Semesterbegleitende Seminarleistungen: regelmäßige und aktive Teilnahme; Übernahme eines Hintergrundpapiers zur Sitzungsvorbereitung.
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