Vergiftungen sind oft Phänomene, die wahrnehmbar gemacht werden müssen – dies geschieht durch empirische und ästhetische Verfahren, durch die Beobachtung und die Beschreibung von Symptomen. Ihre Folgen sind oft sichtbarer als der Stoff, der sie ausgelöst hat. Die manchmal rätselhafte und historisch nicht stabile Verbindung von Ursache und Wirkung regt zum Erzählen an – wie wird in der Literatur vergiftet, wann werden Stoffe wie gedeutet (etwa als Heilmittel oder als Giftstoff) und wann dient die Thematik Gift dem Spannungsaufbau? Das SE diskutiert unterschiedliche Textsorten wie medizinische Abhandlungen, Fallgeschichten oder literarische Texte (etwa E.T.A. Hoffmanns „Fräulein von Scuderi“) und medialisierte Giftstoffe (z.B. Umberto Ecos „Name der Rose“ von 1980, Verfilmung von Jean-Jacques Annaud von 1986). Anhand des Beispiels von Quecksilbervergiftungen im japanischen Minamata werden auch methodische Fragen aus dem Bereich des Ecocriticism und des New Materialism (Jane Bennett, Donna Haraway) und das wechselseitige Verhältnis zu Poetologie, Fotografie und Film diskutiert.Semesterbegleitende Arbeitsleistung: regelmäßige und aktive Teilnahme; Verfassen von zwei Thesenpapieren in Vorbereitung auf Seminarsitzungen.
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