Bei ungenauer Betrachtung scheint Weltliteratur ein Genre zu sein, in dem vorrangig männliche Einsamkeit verhandelt wird. Miguel de Cervantes’ Don Quijote, Octavio Paz’ El laberinto de la soledad, Gabriel García Márquez’ Cien años de soledad oder Roberto Arlts Los siete locos loten in unterschiedlicher Weise das Spannungsfeld zwischen individueller Einsamkeit und gesellschaftlichen Dynamiken aus. Dies geschieht in doppelter männlicher Perspektive, erstens durch die männliche Identität des Autors, zweitens durch die männlichen Protagonisten.
In der Lehrveranstaltung „Einsame (Männer in der) Weltliteratur“ widmen wir uns der literarischen und filmischen Auseinandersetzung mit Figuren der Einsamkeit. In den Fokus rücken männliche Protagonisten kanonischer, spanischsprachiger Texte und Filme sowie ihre Autoren. Einsamkeit betrachten wir dabei nicht als individuelles Gefühl, sondern als Spiegel historischer, politischer und sozio-kultureller Dynamiken, deren Ausgangspunkt gleichzeitig das Individuum ist. Die Darstellung männlicher Einsamkeit betrachten wir im Kontext von sozialer Klasse, Rasse und Geschlecht und stützen uns auf intersektionale und postkoloniale Ansätze, die es erlauben, Einsamkeit als Schnittstelle von Machtstrukturen und Identitätsdiskursen zu verstehen. Wir untersuchen wie künstlerische Repräsentationen Einsamkeit als Symptom sozialer und kultureller Ungleichheiten darstellen und hinterfragen, ob das Phänomen auch als auch subversive Haltung verstanden werden kann.
Ziel des Seminars ist es, ein Verständnis für die Vielschichtigkeit literarischer und filmischer Darstellungen von Einsamkeit aus spanischsprachiger, postkolonialer, männlicher, d.h. patriarchaler Perspektive in einem globalen und historischen Kontext zu entwickeln. Die Lehrveranstaltung richtet sich an Studierende der Literaturwissenschaften, Kulturwissenschaften und angrenzender Disziplinen. Erwartet wird die Bereitschaft zur aktiven Seminarteilnahme.
WICHTIGE HINWEISE:
1. Workshop „Race in Time“ am 26. Mai 2025
Im Rahmen des Seminars werden wir den Workshop Race in Time. Historical perspectives on a contemporary matter am Montag, den 26. Mai von 13 bis 18 Uhr abhalten. Dabei wird u.a. Nicholas R. Jones in einer Keynote die grundlegenden Ideen seiner Studie Cervantine Blackness (2024) präsentieren. Bitte halten Sie sich diesen Termin frei. Die Teilnahme am Workshop ist Teil der Lehrveranstaltung.
2. Lektüre und Sprachkenntnisse
Die Bereitschaft, französisch- und spanischsprachige Texte zu lesen, wird vorausgesetzt. Gleichwohl werden stets deutsche oder englische Übersetzungen zur Verfügung gestellt. Um den Austausch und die Diskussion lebendig zu gestalten, kann das Seminar in deutscher, englischer oder spanischer Sprache abgehalten werden. Der Workshop am 26. Mai 2025 findet gänzlich in englischer Sprache statt. |