Mit dem Konzept der Neuen Sachlichkeit wird eine kulturelle Strömung bezeichnet, die für die 1920er und frühen 1930er Jahre prägend war. Anspruch neusachlicher Literatur war eine dokumentarische ‚Präzisionsästhetik‘, die unter dem Gebot von Objektivität Wirklichkeit abbildet. Infolgedessen haben sich verschiedene literarische Formen (Reportageroman und -drama, literarische Reportage, Gebrauchslyrik) und Schreibtechniken ausgebildet, in denen die Gattungsgrenze zwischen literarischem und journalistischem Schreiben verschwimmt. In Debatten um das Konzept der Neuen Sachlichkeit werden jedoch nicht nur formalästhetische Fragen, sondern auch solche nach dem Verhältnis von Literatur und Politik diskutiert, die sich angesichts der historisch-politischen Umstände in besonderer Dringlichkeit stellen.Das SE soll einen Überblick über die Literatur und die damit verbundenen (theoretischen) Debatten der Neuen Sachlichkeit geben. Die Beschäftigung soll dabei aus historischer, theoretischer und formalästhetischer Perspektive erfolgen. In historischer Hinsicht steht die Frage im Fokus, welche gesellschaftlichen und medialen Umstände die Literaturproduktion und -rezeption geprägt haben. Ein Schwerpunkt wird dabei auf dem Bild der Neuen Frau und dem Aufkommen der neuen Medien liegen. In theoretischer Hinsicht gilt es verschiedene Konzeptualisierungen einer neusachlichen Ästhetik (Feuchtwanger, Kisch, Roth) sowie kritische Auseinandersetzungen mit diesen (Kracauer, Balázs) nachzuvollziehen. In formalästhetischer Hinsicht gilt es den charakteristischen literarischen Formen nachzugehen.Als Arbeitsleistung wird die Anfertigung eines Sitzungsprotokolls erwartet.
Es werden u.a. literarische Texte von Erich Kästner, Hans Fallada, Erich Maria Remarque, Joseph Roth, Irmgard Keun, Gabriele Tergit, Mascha Kaléko und Marieluise Fleißner gelesen. Zur Vorbereitung empfohlen: Sabina Becker: Neue Sachlichkeit. In: Handbuch Weimarer Republik. Hg. von Robert Krause und Maren Lickhardt. 2024, S. 52-63. (Volltext in UB verfügbar); dies.: Die literarische Moderne der Zwanziger Jahre. Theorie und Ästhetik der Neuen Sachlichkeit. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur. 27.1 2002, S. 73–95. (Volltext in UB verfügbar)
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