Digitale Literatur, gelegentlich auch als elektronische Literatur (Hayles 2008, Rettberg 2019) bezeichnet, hat sich in den letzten dreißig Jahren im literarischen Betrieb und als Forschungsgegenstand etabliert. Das Seminar verfolgt die Geschichte digitaler Literatur von den „prähistorischen“ (Funkhouser 2007) Vorformen auf den ersten Computern bis zu den aktuellen Ausprägungen, die von Social Media und KI-basierten Verfahren ausgehen. Stationen der Geschichte sind die lyrischen Experimente und die Hypertextliteratur der 1990er und 2000er Jahre, die mit dem Web 2.0 aufkommenden literarischen Weblogs, literarische Experimente mit Twitter/X und Instagram sowie generative Literatur wie sie mit den großem Sprachmodellen der Gegenwart produziert wird. Ausgangspunkt des historischen Durchgangs ist eine stichprobenartige Diskussion von Forschungspositionen zu computergestützter Literatur vom Generationenmodell (Hayles 2008, Flores 2019) über das Konzept des „uncreative writing“ (Goldsmith 2017) bis zur Prognose eines Verschwindens digitaler Literatur (Tabbi 2017, Bajohr/Gilbert 2021). Gelesen werden literarische Texte von Johannes Auer, Hannes Bajohr, Sarah Berger, Susanne Berkenheger, Berit Glanz, Rainald Goetz, Ianina Ilitcheva, Michael Joyce, Max Richard Leßmann, Theo Lutz, Jörg Piringer, Stefanie Sargnagel und Clemens J. Setz. Ziel des Seminars ist es, den Teilnehmer*innen einen Überblick über Forschung und Werke der Digitalen Literatur zu geben. Nach der Teilnahme sollen die Teilnehmer*innen nicht nur ihre Kenntnisse in der Text- und Medienanalyse vertieft haben, sondern auch über grundlegendes Wissen zu den neuen Konzepten von Autorschaft, Lektüre und Text der Digitalen Literatur verfügen.Die Beteiligung am SE erfolgt durch die vorbereitende Lektüre der in Ausschnitten zur Verfügung gestellten Texte für die einzelnen Sitzungen, die aktive Teilnahme an der Seminardiskussion in den Sitzungen und der Übernahme eines kurzen Impulsreferats zu einer Forschungsposition oder einem literarischen Text. Die vorletzte Sitzung des Seminars ist für Vorschläge von Studierenden reserviert.Die Prüfungsleistung (Modulprüfung) wird in Form einer schriftlichen Hausarbeit erbracht, für die aufgrund der befristeten Beschäftigung der 01.09.2025 als letztmöglicher Abgabetermin festgesetzt werden muss.
Bajohr, Hannes/Annette Gilbert: Platzhalter der Zukunft: Digitale Literatur II (2001 à 2021). In: Dies. (Hg.): Digitale Literatur II. München 2021, S. 7–21; Flores, Leonardo: Third-Generation Electronic Literature. In: Dene Grigar/James O’Sullivan (Hg.): Electronic Literature as Digital Humanities. Contexts, Forms, and Practices. London, Oxford 2021, S. 27–41; Funkhouser, Chris T.: Prehistoric Digital Poetry. An Archaeology of Forms, 1959–1995. Tuscaloosa 2007; Goldsmith, Kenneth: Uncreative Writing. Sprachmanagement im digitalen Zeitalter Berlin 2017; Hayles, N. Katherine: Electronic Literature. New Horizons for the Literary. Notre Dame, Ind. 2008; Rettberg, Scott: Electronic Literature. London 2019; Tabbi, Joseph: Introduction. In: Ders.: The Bloomsbury Handbook of Electronic Literature. London u.a. 2017, S. 1–9.
Die Veranstaltung wurde 3 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2025 gefunden: