„Wissen Sie, ich glaube einfach nicht, daß Macbeth es getan hat. […] Ich glaube einfach nicht, daß er den König ermordet hat. […] Ich glaube auch nicht, daß seine Frau in den Fall verwickelt war. Natürlich hat man die beiden von Anfang an im Verdacht, aber gerade diejenigen, die sich besonders verdächtig machen, sind nie die Schuldigen – oder sollten es jedenfalls nicht sein.“ In der Erzählung „The Macbeth Murder Mystery“ (1937) von James Thurber liest eine Frau Shakespeares Drama als Krimi, indem sie geradezu detektivisch „Spuren“ im Text analysiert.Diese Ähnlichkeit zwischen detektivischem Spurenlesen und der Bedeutungskonstitution beim Lesen ist der Ausgangspunkt dieses Seminars, in dem einige zentrale Fragestellungen literaturwissenschaftlicher Rezeptionstheorien anhand von Kriminalliteratur diskutiert werden sollen. Was reguliert die Rezeption? Die Psyche der Lesenden, die Textstrukturen oder werden hier soziokulturelle Normierungen wirksam? Wie lässt sich ein für den Krimi so zentrales Phänomen wie Spannung erfassen? Was verraten uns die Praktiken der seit dem 19. Jahrhundert beobachtbaren Fankulturen über die theoretischen Konzepte realer Leser*innen?Ziel ist es, uns über Krimis und Theorietexte (Wolfgang Iser, Roman Ingarden, Stanley Fish, Katja Mellmann u.a.) Rezeptionstheorien zu erlesen. Das kriminalliterarische Textkorpus wird in der ersten Seminarsitzung festgelegt, Vorschläge der Teilnehmenden sind willkommen.Die Arbeitsleistung besteht aus einem Impulsreferat zu einem der im SE diskutierten rezeptionstheoretischen Beiträge.
Strasen, Sven: Rezeptionstheorien. Literatur-, sprach- und kulturwissenschaftliche Ansätze und kulturelle Modelle. Trier 2008.
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