Das sog. „Millionenprogramm“ war ein gigantisches Bauunternehmen in Schweden zwischen 1965–1975, wobei bei Nahe eine Million Wohnungen mit Hilfe eines staatlichen Förderungsprogramms gebaut worden sind. Das Ziel des Unternehmens war es die Wohnungsnot ein für alle Mal zu beenden, und zugleich Schweden auf einer grundlegenden Weise zu modernisieren. Der Stil war modernistisch/funktionalistisch und die Bauweise industriell und rationalisiert. Meistens wurden in Vororten weit von den alten Stadtkernen gebaut, und das Programm hat die Entwicklung der schwedischen Städte tief beeinflusst.
Schon zur Zeit des Millionenprogramms wurde es heftig diskutiert und kritisiert. Auf der einen Seite wurde es als ein Beispiel einer modernen rationalen Planung des menschlichen Lebens auf wissenschaftlichem Grund hervorgehoben – das Musterbeispiel der „sozialen Ingenieurskunst“, und somit auch das Musterbeispiel einer sozialdemokratischen Gesellschaft; mit dem Millionenprogramm wurde das „Volksheim“-Gedanke auch materiell verwirklicht. Auf der anderen Seite wurde es als ein abschreckendes Beispiel davon, wozu ein antihumanes technokratisches Denken führen konnte. Die Millionenprogrammsgebieten wurden als unmenschliche Wohnmaschinen aufgefasst, wo Anonymität, Verfremdung und emotionale Armut herrschten.
Seitdem hat die Diskussion nie aufgehört: obwohl deren Fokus sich verändert hat: von Fragen der Verfremdung und mangelnder Einfluss über das eigene Wohnmilieu, zu, zunehmend, Fragen über Migration, Integration und Kriminalität in den sog. „Ausgrenzungsgebieten“.
Diese Diskussion ist auch in unzähligen Erzählungen jeder Art zum Ausdruck gekommen: in Literatur (sowohl Prosa als Poesie), Film, Kunst und Musik; von der „progressiven“ Rockmusik der 70er, über Punk bis zum Rap und neuerlich Gangstarap. |