Den Dreh- und Angelpunkt des kleinen Werks „Wesen und Wandel des Glaubens“ von Paul Tillich bildet die Einsicht, dass „heute […] das Wort Glaube mehr Krankheit als Gesundheit zur Folge hat“ und deshalb „zu jenen Ausdrücken gehört, die selber geheilt werden müssen“. Entsprechend ist es sein Hauptanliegen, die vielfältigen „Missverständnisse, Verzerrungen und fragwürdigen Definitionen“ im Umfeld dieses Begriffs explizit zu machen. Nur unter bewusster Wahrnehmung und Anerkennung dieser teils jahrhundertealten Probleme, die es nahezu ratsam erscheinen lassen, "das Wort 'Glaube' gänzlich zu beseitigen", könne es nämlich gelingen, es in befreiender Weise „neu zu interpretieren“. Diesen selbstkritischen und liberalen Grundzug der Theologie Tillichs werden wir uns im Seminar erarbeiten – und uns dabei ständig zu fragen lernen, ob und inwieweit der Autor sein „eigentliches Ziel“ erreicht, nämlich „die Leser von der verborgenen Macht des Glaubens in ihnen selbst zu überzeugen“.
Es ist ratsam, sich im Vorfeld ein Exemplar der Schrift zu besorgen - gerne antiquarisch. Weitere Literatur wird im Verlauf des Seminars bekanntgegeben.
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